Auf dem Weg zur integrativen Medizin

Lüscher-Color-Diagnostik

Definition und Grundlagen

Die Lüscher-Color-Diagnostik (LCD) wurde von Prof. Max Lüscher vor über 70 Jahren als non-verbale Persönlichkeitsdiagnostik entwickelt. Sie beruht auf einer „Autoregulationspsychologie“ und beinhaltet Elemente einer „klientenzentrierten Psychotherapie“, noch bevor diese von Rogers und Maslow entwickelt wurde. Die Testperson bewertet zwischen verschiedenen Testfarben und - formen nach Sympathie und Antipathie. Dem Testaufbau liegt ein System zugrunde, das die formalen Strukturen emotionaler Selbsterfahrung beschreibt. Aufgrund des strengen Aufbaus wird die Testperson beim Wahlablauf geführt. Indem sie bewertet, zeichnet sie unbewusst vor dem Hintergrund der formalen Struktur ihr individuelles emotionales Psychogramm. Genau definierte kategoriale Strukturen, die den Zusammenhang von Verhalten und Motivation beschreiben, ermöglichen anschließend die Erstellung eines individuellen Persönlichkeitsprofils der Testperson. Es lassen sich Spannungen, Frustrationen und deren Kompensationen erkennen, die nach der Methode der Autoregulationspsychologie im „offenen Dialog“ exploriert werden können.

Anwendungsbereiche

Erkennen von Frustrationen und psychosomatischen Zusammenhängen im Sinne eines Komorbidität-Konzeptes: Übersteigerte Ansprüche und deren fehlende oder ungenügende Realisierung werden in aktuellen Lebenssituationen und -umständen als affektive Spannungen und Konflikte erlebt, die sich in Ängsten, Misstrauen, Verlust von Selbstvertrauen, Hilflosigkeit, Verletztheit, Beleidigt-Sein, aber auch Ärger und Aggression äußern können. Ein Andauern der Spannungen führt häufig zu somatischen Beschwerden. Durch Kenntnis der Zusammenhänge können geeignete therapeutische Maßnahmen direkt abgeleitet werden. Sie lassen sich von Therapeuten anwenden, die mit der offenen psychologischen Gesprächsführung vertraut sind und nicht-direktive, patientenzentrierte Interaktionen durchführen.

Aus der Praxis

Die diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen der LCD sind Bestandteil des Hufeland Leistungsverzeichnis. Damit besteht ein Erstattungsanspruch bei PKV-Voll- und - Zusatztarifen, die sich auf das Hufeland Leistungsverzeichnis beziehen und damit zum Tarifbestandteil machen.

Weltweit wurden mehrere Tausend zertifizierte Anwender*innen im Rahmen von Schulungen ausgebildet, so neben den deutschsprachigen Ländern vor allem in Italien, Chile und Russland, dort mit einem großen Anteil von Psychologen / Psychotherapeuten, ferner in Ägypten, Japan, Korea, China.

Die LCD findet Anwendung in Praxen und Kliniken, Coaching, Berufs- und Lebensberatung sowie in der Pädagogik.

Wissenschaft und Forschung

Die LCD erfüllt alle Validitätskriterien, die standardmäßig von psychologischer Diagnostik erwartet werden: Untersucherunabhängige Durchführungs-, Auswertungs-, Interpretationsobjektivität infolge definierter Instruktionen und Auswertungsalgorithmen; eine in unabhängigen Studien nachgewiesene Test-Retest-Reliabilität und einer internen Konsistenz mit Cronbach-Alpha-Variationskoeffizienten (0.8-0.95); Inhaltsvalidität als multidimensionale Persönlichkeitsdiagnostik und Kriteriumsvalidität bei Vergleich mit anderen Persönlichkeitsinventaren (PI) wie das Big-Five-PI, Schema-Modus-Inventar, Strukturiertes Klinisches Interview (SKID). Die LCD erwies als non-verbale psychodiagnostische Methode ihre Nützlichkeit bei Demenzerkrankungen, Persönlichkeits- und funktionellen somatoformen Störungen, ebenso bei Angst- und depressiven Störungen.

Abschluss

Zertifikat nach Abschluss des akkreditierten Curriculums

Ausbildungswege

Die Ausbildung ist aus 5 mehrtägigen Modulen aufgebaut und folgt einem von der Zahnärzte-Kammer Rheinland-Pfalz akkreditierten Curriculum. Kenntnisse von offener Gesprächsführung sollten Seminarteilnehmer mitbringen. Basiswissen zum philosophisch (phänomenologische Anthropologie) psychologischen Persönlichkeitsmodell Lüschers sowie die Test-Operationalität hinsichtlich Durchführung und Auswertungsalgorithmen werden vermittelt, Kenntnisse und therapeutische Optionen in einem Aufbauseminar vertieft, zu dem die Teilnehmer eigene und zwischenzeitlich in ausreichender Zahl analysierte Fälle mitbringen. In einem Zertifikatsseminar wird die Kompetenz in Fallanalyse und Therapiestrategie anhand eines eigenen vorgestellten Falls demonstriert. Die Ausbildung wird durch psychologische Fachgesellschaften unterstützt und an der Medical School Hamburg unterrichtet.